Am 05. Oktober 2022 ging die Serie „Hochwasser“ (engl. „high water“) beim Streaming-Anbieter Netflix an den Start. Das polnische Katastrophendrama wurde in Form einer Mini-Serie verfilmt und handelt von der Überflutung der polnischen Stadt Breslau im Jahre 1997. Im Rahmen der Geschehnisse versuchen Beamte und Wissenschaftler die Bevölkerung vor der kommenden Naturkatastrophe zu warnen und notwendige Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Die Verfilmung der historischen Jahrtausendflut – die neben Polen auch Teile Tschechiens und Deutschlands verwüstet hat - beruht auf einer wahren Begebenheit und hat sich schnell in die deutschen Netflix Charts eingereiht. Das polnische Drama konnte sich in der ersten Woche nach Erscheinung direkt einen Platz in den Top 10 ergattern und befindet sich auch noch Ende Oktober (Stand 25.10.2022) unter den beliebtesten Serien wieder. Trotz des Erfolges ist eine Fortsetzung in Form einer 2. Staffel bislang nicht geplant, da es sich um eine abgeschlossene Handlung handelt.
In diesem Blogeintrag erfahren Sie, wie es zu den Geschehnissen rund um die Sturzflut von 1997 kommen konnte, welche Maßnahmen ergriffen wurden sowie einige Eckdaten, welche die Ausmaße der Katastrophe in Zahlen zusammenfassen sollen. Ebenso wird explizit auf die Rolle und Wichtigkeit der Verwendung von Sandsäcken im Rahmen der Krisenbewältigung eingegangen. Abschließend liefert Ihnen der Artikel von elbsack.de einige Tipps, wie Sie sich auf solch eine Notsituation vorbereiten können und welche Faktoren es zu beachten gilt.
Ursachen der Naturkatastrophe und Zahlen zur Schadensbilanz
Beim Oderhochwasser von 1997 handelte es sich um die schlimmste bekannte Flut des Flusses, der zum Teil eine natürliche Grenze zwischen Polen und Deutschland bildet. Die Ursache der heftigen Flut kann auf zwei Starkregenperioden im Juli zurückgeführt werden. Diese wurden vor allem durch das Zusammentreffen verschiedener Luftmassen ausgelöst. Dabei trafen Tiefdruckgebiete aus dem Balkan und Italien auf feuchtheiße Luft aus dem Mittelmeerraum sowie dem Schwarzem Meer. Das Resultat waren enorme Regengüsse im Grenzgebiet der Wetterfronten. Die Niederschlagssummen waren so gewaltig, dass flächendeckend mehr als 150 mm Regen fiel (in einigen Gebieten sogar weitaus mehr als 200 mm). Nahe dem tschechischen Ostravice wurde der historische Spitzenwert von 586 mm Niederschlag dokumentiert. Als Folge stieg der Wasserpegel der Oderzuflüsse – sowie der Oder selbst – wodurch sie über die Ufer traten. Dazu kamen mehrere Deichbrüche entlang des Hauptlaufes des Flusses, wodurch zahlreiche Rückhaltebecken sowie umliegende Böden überschwemmt wurden. Insgesamt wurden dabei fast 700.000 Hektar überflutet und 1362 Städte standen unter Wasser. Die polnische Stadt Wroclaw wurde besonders hart von der Flut getroffen; zeitweise waren 40% der gesamten Stadtfläche von Wasser bedeckt.
Infolge der Jahrhundertflut kamen allein in Polen mindestens 54 Menschen ums Leben. Zudem waren mehr als 47.000 Gebäude von dem Hochwasser betroffen, wodurch mehr als 7.000 Bewohner ihr Zuhause verloren. Über 100.000 Menschen mussten aus dem Krisengebiet evakuiert werden. Außerdem wurden zahlreiche Deichbauten sowie öffentliche Einrichtungen zerstört. Die Schäden werden heute auf 12 Milliarden Zloty geschätzt, was in etwa 2,5 Mrd. Euro entspricht.
In Tschechien forderte das Oderhochwasser mindestens 20 Todesopfer. Über 200 tschechische Gemeinden waren von den Überschwemmungen betroffen. Mehr als 5.000 Häuser wurden durch die Wassermassen teilweise oder ganz zerstört. Die Kosten, die zur Behebung der Schäden in Tschechien entstanden sind, werden auf etwa 470 Millionen Euro geschätzt.
In Deutschland mussten ca. 10.000 Menschen evakuiert werden; einige verlieren dabei ihr Eigenheim. Die Gesamtkosten für die Hochwasserabwehr sowie für die Reparaturen and Deichen sowie privaten und öffentlichen Gebäuden werden auf etwa 331 Millionen Euro beziffert.
Insgesamt kamen bei der Jahrtausendflut mehreren Quellen zufolge über 120 Menschen ums Leben.
Maßnahmen zur Hochwasserabwehr und Aufräumarbeiten
Die polnische Stadt Breslau, die Hauptspielort der Netflix-Serie ist, wurde besonders hart von der Flutwelle im Juli 1997 getroffen. 3.500 Gebäude wurden überschwemmt; mehr als ein Drittel der Stadtfläche stand unter Wasser. Dutzende Menschen kamen ums Leben. Die Schäden werden auf 140 Millionen Euro geschätzt. Im verfilmten Drama versuchen die Wissenschaftler und Behörden den Schaden zu minimieren, indem die Dämme in den benachbarten Orten gesprengt werden sollen. Dadurch sollen die gewaltigen Wassermassen gezielt eingegrenzt und gelenkt werden. Doch diese Handlungsweise wird von vielen Bewohnern negativ aufgefasst, wodurch die Umsetzung auf Proteste und Hindernisse stößt. Als zusätzliche Maßnahmen blieben vor allem die Evakuierung der betroffenen Gebiete sowie die Verlegung von tausenden Sandsäcken.
Mehr als 50.000 Hilfskräfte von der Bundeswehr, der Feuerwehr und dem THW waren an der Hochwasserabwehr sowie den Aufräumarbeiten beschäftigt. Allein im brandenburgischen Oderbruch waren hunderte Hubschrauber, LKWs und Sonderfahrzeuge an den Reparaturarbeiten beteiligt. Die deutschen Einsatzkräfte allein haben zwischen 7,5 und 8,5 Millionen Sandsäcke beim Wiederaufbau der Deichbauten und Gebäude verlegen müssen. Die Gesamtzahl der verwendeten Hochwassersäcken in den betroffenen Ländern kann damit getrost auf den zweistelligen Millionenbereich geschätzt werden.
Fazit und Tipps
Die Serie „Hochwasser“ gibt die Geschehnisse des Oderhochwassers 1997 sehr gut wieder und verbildlicht die Ausmaße der Tragödie über weite Strecken wahrheitsgetreu. Das Drama verdeutlicht die Ernsthaftigkeit von Naturkatastrophen wie einem Hochwasser und macht auf Fehler bei der damaligen Krisenbewältigung aufmerksam. Gerade in der heutigen Zeit und der aktuellen Klimakrise, kommen immer mehr Faktoren zum Vorschein, die ein mögliches Hochwasser wahrscheinlicher machen. Doch was können Sie dagegen tun? In erster Linie empfiehlt es sich, auf die Warnungen und Prognosen der Experten und Behörden zu vertrauen und diese ernst zu nehmen. Sollten Sie in einer hochwassergefährdeten Region wohnen, kann es zudem ratsam sein, sich einen eigenen Vorrat an Sandsäcken zu besorgen. Damit können in einer Extremsituation bereits erste Maßnahmen ergriffen werden, indem die gefüllten Hochwasser-Schutzsäcke vor Keller- oder Eingangstüren gelegt werden.